Kulinarisches Sizilien
Silvesterurlaub einmal anders

4* - Hotelanlage Resort Capo Peloro in Messina - Buffet zum Frühstück und zum Abendessen
Heuer haben wir den Jahreswechsel in Sizilien verbracht. Aber was kann man nach wenigen Tagen schon viel über die Küche der größten Insel des Mittelmeeres sagen, wenn man Frühstück und Mittagessen - in Form einer Halbpension - täglich in einem Vierstern-Hotel eingenommen hat? Und wenn die gebuchten Tagesausflüge vorzugsweise Zielen an der Westküste gewidmet waren, und das Landesinnere oder die Hauptstadt Palermo links liegen geblieben sind? Den Versuch ist es zumindest wert, meine ich. Schließlich sagt ja auch ein Buffet einiges aus, und darüber hinaus hatten wir am Silvesterabend in unserem Resort „Capo Peloro“ etwas außerhalb von Messina ein Silvester-Galadinner. Und auf unseren Ausflügen nach Taormina oder Siracusa haben wir zu Mittag versucht, die eine oder andere „angepriesene“ Landesspezialität zu verkosten.
Die Küche Siziliens wurde durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Fangen wir einmal bei den Eroberern an. So brachten z.B. die Spanier die Tomate auf die Insel, praktisch die Basis der gesamten italienischen Küche. Diese gedeiht beim herrschenden Klima - ein weiterer Faktor - ebenso gut wie die von den Arabern eingeführte Zitrone, die - ob süß oder salzig - in nahezu jeder Speise vertreten ist. Die Griechen brachten schließlich Getreide und Oliven, und legten so die Basis für Pasta, Brot und das Olivenöl. Auf einer vom Meer umgebenen Insel - der nächste Faktor - dürfen natürlich Fische und Meeresfrüchte im Speiseplan nicht fehlen. Aber auch Fleisch und Würste haben in Sizilien eine lange Tradition. Bleiben noch die Süßigkeiten bzw. Desserts. Den Römern wird das Eis zugeschrieben, als cremiges gelato oder als körnig-fruchtige granita. Den meisten Einfluss auf Backwaren, Kuchen, Kekse und ähnliches hatten jedoch die Araber, die Mandeln und Zuckerrohr mitbrachten. Aber grau ist jede Theorie, was haben wir also wirklich von alldem probieren können?
Das Hotel
Bleiben wir zunächst in unserem 4* Hotel Capo Peloro in Messina. Das Frühstücksbuffet unterschied sich nur unwesentlich von anderen internationalen Hotels, schon gar nicht von anderen italienischen. Herausragend war das Angebot an Torten, Kuchen und Gebäck, so etwas hätten wir uns lieber am Abend gewünscht. Das Highlight am Abend waren die zahlreichen – größtenteils vegetarischen – Vorspeisen. Das Angebot an Fleisch und Fisch war knapp, ebenso das Dessertangebot. Ein Highlight war zweifellos das Galadinner zu Silvester, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:

Festlicher Beginn des Galadinners am Silvesterabend - Buffet im Hotel Capo Peloro, Messina
Entrée: Alkoholfreier Fruchtcocktail mit kleinen Häppchen vom Chef
Antipasti: - Vorspeisen Seeräuber-Teller (Oktopussalat, marinierte rote Garnelen aus Mazara, Tintenfischsalat mit Zitrusfrüchten und gekringelter Lachs
Primi piatti – Erster Gang:
- Risotto „Regenogen“ (Kürbis, Zucchini, Zackenbarsch, Pinienkerne und Basilikum)
- Crepes „Zwei Meere“ (Muscheln, Venusmuscheln, Seeteufel, Tintenfisch und Tomaten)

Crepe "Zwei Meere" mit Meeresfrüchten und Schwertfisch mit Radicchio mit Safran-Ingwer Sauce
Secondi piatti – Zweiter Gang:
- Schwertfisch „all Ammiraglia“ mit Radicchio und Safran-Ingwer Sauce
- Brühwurst mit Linsen
Dolce – Dessert: Panettone gefüllt mit Ricotta und Schokoladen-Pistazien-Sauce
Dazu gab es Mineralwasser gazata und naturale, Bier, sizilianische Weiß- und Rotweine sowie zu Mitternacht eine Flasche Prosecco.
Über dieses Menü konnten wir uns wirklich nicht beklagen. Besonders gut geschmeckt haben mir das Risotto, die Crepe und der gefüllte Panettone.
Darüber hinaus möchte ich aus jeder Stadt, die wir besucht haben, eine kleine Spezialität vorstellen, die wir – meist mittags oder dann zum Nachmittagskaffee – probiert haben.

Unsere Tischgesellschaft aus Tulln am Silvesterabend Abschluss und Highlight beim Dinner: Gefüllter Panettone
Messina
Gleich am Tag unserer Ankunft am Vormittag ging es direkt vom Flughafen Catania zur Stadtbesichtigung nach Messina. Es war ein Sonntag, und es war nicht besonders viel los. Messina – mit etwa 300.000 Einwohnern um die Hälfte größer als Linz - ist u.a. bekannt durch die gleichnamige Meeresstraße, die kürzeste Verbindung zwischen Sizilien und dem kalabrischen Festland. Da herrscht natürlich reger Fährverkehr. Sehenswert und nicht zu übersehen war die Madonna di Lettera (Briefmadonna), die über dem Hafen thront, der Neptun-Brunnen gegenüber der Präfektur von Montesorli war vor allem der Domplatz. Dort steht natürlich nicht nur der Dom selbst, sondern auch ein bemerkenswerter Campanile mit einer mechanischen Uhr und einem sehenswerten Glockenspiel. Noch auf dem Platz befinden sich der - im Moment leider gerade eingerüstete - Orion-Brunnen und unser Lokal „Dolce Vita“, in dem wir als erstes eingekehrt sind. Zunächst fast menschenleer und eher etwas verhalten, entpuppte sich das Bar-Ristorante dann doch als freundlich und am Nachmittag, als wir uns dann zum Gehen aufmachten, kamen auch zahlreiche, vor allem italienische Gäste. Wir labten uns bei Bruschetti misti und Spaghetti al pommodore, beides nichts Besonderes, aber beides gut. In einem Souvenirshop in Messina hat mir meine Frau dann auch gleich das eher touristische Kochbuch „Aromen und Gaumenfreuden der Sizilianischen Kochkunst“ gekauft, das sollte für den Anfang eigentlich reichen.

Typisch italienisch, aber nicht speziell siziliansch: Spaghetti al pommodore und Bruschetta mista
Siracusa
Am nächsten Tag stand dann Siracusa auf dem Programm, und das leider bei ausgesprochenem Schlechtwetter. Kühl, windig, und die meiste Zeit auch regnerisch. Der Archäologische Park mit dem griechischen und dem römischen Amphitheater, dem Paradies-Steinbruch und dem Ohr des Dionysios war zwar beeindruckend, gab aber aus kulinarischer Sicht – außer einem guten Espresso - nicht sehr viel her. Die Altstadt dagegen war entzückend, und nach einer kurzen Stadtführung haben wir auch gleich unser Restaurant für ein kleines Mittagessen gefunden. Im ziemlich menschenleeren „Arricriati“ direkt am Meer haben wir klein aber fein gespeist, und gleich zwei sizilianische Spezialitäten probiert: Zunächst Arrancini al pesce, in diesem Fall mit Fisch gefüllte und gebackene Reiskugeln, und dann Cannoli, mit gesüßtem Ricotta gefüllte Waffelröllchen (etwas ähnlich unseren Prügelkrapfen).

Gebackene Reiskugeln mit Fisch und mit Ricotta gefüllte Waffelröllchen im Arricriati in Siracusa
Tindari und die Schwarze Madonna
Der dritte und damit der Silvestertag wäre eigentlich dem Ausflug auf den Ätna gewidmet gewesen, der aber den frischen Schneefällen auf dem Vulkan zum Opfer gefallen ist. So haben wir ihn fast täglich, aber immer nur aus sicherer Entfernung, gesehen. Stattdessen ging es nach Tindari, einem kleinen Dorf zwischen Milazzo und Cefalu, das vor allem durch seine Wallfahrtskirche mit der Statue der schwarzen Madonna bekannt ist. Kulinarisch erwartete uns vor Ort ein kleines Kaffeehaus (Bar Ristorante Tyndaris) und einige Verkaufsstände, die sich neben den üblichen Souvenirs vor allem durch ihr Angebot an gebrannten Nüssen, Mandeln und kandierten Früchte auszeichneten. Von dort ging es weiter in das kleine „Bergdorf“ Rodi Milici, an dem an sich nicht sehr viel los sein dürfte. Das Angebot am Nachmittag des Silvestertages beschränkte sich auf ein einziges offenes Lokal im Zentrum. Im Rhodis auf der Piazza Martino fanden sich daher nach und nach alle Gäste aus den drei Bussen ein. Ich war zwar dankbar über den Snack und das kleine Bier, schreiben möchte ich allerdings nichts darüber.

Die Wallfahtsstkirche zur schwarzen Madonna mit ihren Verkaufsständen voll leckeren Süßigkeiten
Freier Tag mit Freunden in Taormina
Nach dem Galadinner und einem späten Frühstück stand der Neujahrstag eigentlich zur freien Verfügung. Da unsere Freunde Christa und Joe zur gleichen Zeit in Sizilien Urlaub machten und über einen Leihwagen verfügten, entschieden wir uns nach längerer Beratung gemeinsam in den berühmtesten Fremdenverkehrsort der Insel, nämlich nach Taormina zu fahren. Alles was ich über Taormina gelesen hatte, fand ich bestätigt: Traumhafte Panoramalage hoch über dem Meer, bezaubernde Gässchen, schöne Geschäfte, Boutiquen und Bars und Restaurants, und vor allem zahllose Touristen. Wir machten einen ausgedehnten Spaziergang zunächst oben in der überaus belebten Stadt, und legten dann bei der Heimfahrt einen kurzen Stopp am menschenleeren Strandort Letojanni ein. Zu Mittag haben wir ganz fein im Restaurant „La Griglia“ gespeist: Gemeinsam mit meiner Gattin einen Insalata mare, für sie dann Cannelloni siciliana mit einem Insalata mista und für mich Scaloppini limone mit Patate al forno. Alles sehr gut, aber ich habe auch schon einmal ein zarteres Kalbfleisch erwischt. Der Weißwein dazu, eine Flasche „Ilare bianco“ (sizilianischer Chardonnay), war allerdings preiswert und passte ausgezeichnet.

Kalbsschnitzerl mit Zitrone & Ofenkartoffeln und Canneloni im Restauarant La griglia in Taormina
Nochmals Taormina und zum Abschied Catania
Schneller als erwartet kam der letzte Tag, und das Wetter, das sich schon ab Mitte der Woche stark gebessert hatte, war nun mehr als angenehm. Vor der Abreise stand diesmal mit der Reisegruppe im Bus inklusive Stadtführung - für uns also noch einmal - Taormina auf dem Programm. Wir nutzten die Gelegenheit zu einer ausgiebigen Kaffeepause im Café Wunderbar, einem wirklichen Touristenmagnet mit traumhafter Aussicht. Da musste noch eine Cassata siciliana her, die wir ja zuhause schon das eine oder andere Mal selbst probiert haben. Wunderbar sind hier auch die Preise, aber bei dieser Aussicht und bei dieser Qualität ist das ja eigentlich zweitrangig.
Die wirklich letzte Station war dann Catania, von wo wir wieder nach Wien zurückflogen. Aber zuvor gab es noch eine kurze Stadtrundfahrt und auch einen Stadtspaziergang mit Besichtigung des Doms. Nicht zu vergessen den Kaffee und die Mehlspeise – in Form eines Busens nach der Legende von der heiligen Märtyrerin Agatha – im Café Prestipino auf der Via Ethna.

Cassata siciliana im Café Wunderbar in Taormina und der süße Busen der Heiligen Agatha im Café Prestipino in Catania
Resumée
Sizilien ist – nicht nur in landschaftlicher, kultureller und historischer, sondern auch in kulinarischer Hinsicht eine Reise wert. Vielleicht ein bisschen später, weil im Frühling ist es dort vom Wetter her sicher angenehmer als zum Jahreswechsel. Und das nächste Mal nicht mit Halbpension, damit wir auch am Abend Gelegenheit haben, das eine oder andere gute Restaurant kennen zu lernen. Und dann auch etwas über den sizilianischen Wein - sowohl über die trockenen Weiß - und Rotweine, als auch über die Dessertweine wie den Passito oder den Marsala - sagen zu können. Eine kritische Bemerkung am Schluss: Die Toiletten auf der Insel sind ein echtes Problem: Wenige, meist nur eine für Damen und Herren, oft in reparaturbedürftigem Zustand, und häufig auch ohne Papier. Wenn Sie also gut speisen und verspüren dann ein Bedürfnis, bitte gehen Sie rechtzeitig!

Traumtag mit Freunden in Taormina Immer präsent und mäßig aktiv: Der Ätna
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