Blaue Reben, grünes Gold
Ein Bericht über unseren "Jakobsweg" durch das Schilcherland
„Blaue Reben, grünes Gold“ war der Titel einer ORF-Dokumentation über eine Region, die ihren besonderen Roséwein und das berühmte Kürbiskernöl zu ihren Markenzeichen gemacht hat: Das Schilcherland. Und genau dieses Gebiet war das Ziel der heurigen Genussreise unseres Weinquartetts im Juni. Ausgeheckt hat alles unser Weinfreund Jakob, daher habe ich die Reise einfach unseren "Jakobsweg" genannt. Gestatten Sie mir am Anfang eine kurze Einführung, in deren Mittelpunkt die beiden Gebietsspezialitäten stehen. Ausgelassen haben wir bewusst die Lippizaner, aber die habe ich in Piber schon früher einmal besucht.
Nicht rosé, sondern rot wie ein Rubin
Das Schilcherland zählt mit etwa 600 ha Anbaufläche, die von rund 400 Weinbauern bewirtschaftet werden, zu den kleinsten Weinbaugebieten Österreichs. In der Weststeiermark im Bezirk Deutschlandsberg gibt es die besten Böden und das passende Klima für die Blaue Wildbachertraube, die Basis für den Schilcher. Die Gemeinden Ligist, St. Stefan, Greisdorf, Stainz, Bad Gams, Wildbach und Deutschlandsberg werden durch die Schilcherweinstraße verbunden.
Stainz - Hauptplatz der Hauptstadt des Schilcherlandes Rot wie ein Rubin - der klassische Schilcher
Aus dem Schilcher wird jedoch nicht nur der bekannte roséfarbige Wein hergestellt, sondern auch Sekt, Frizzante, Sturm, Grappa, Essig, Gelée u.v.a.m. Der Schilcher mag zwar wie ein Roséwein aussehen, zählt jedoch nach Art der Vergärung zu den Rotweinen. Und er wird inzwischen sowohl als Rotwein (Blauer Wildbacher) als auch gleichgepresst gekeltert. Neben dem Schilcher wird in diesem Gebiet in geringen Mengen auch Weißburgunder, Sauvignon, Morillon, Muskateller oder Zweigelt angebaut. Neu sind die sogenannten „PIWI-Weine“, die pilzwiderstandsfähig sein sollen, wie z.B. Muscaris oder Souvignier Gris.
Achtung Ölspur
Quer durch das Schilcherland zieht sich die Steirische Ölspur. Sie geht von Stainz durch neun Ölspurgemeinden in Richtung Süden nach Eibiswald und umfasst über 40 Ölspurpartner, darunter 5 Ölmühlen, 14 Ölspurbauern, 20 Ölspurwirte, Weinbauern, Käsereien, etc. Sie alle verbindet die Liebe zum grünen Gold der Steiermark, dem Kürbiskernöl. Und sie bekennen sich alle zur Region, zum Produkt, zur Qualität und zur Vielfalt. Schon lange sind die gepressten Kürbiskerne nicht mehr nur die Basis für bestes Öl. Die Kerne und das Öl werden u.a. zu Knabberkernen, Pesto, Marmeladen, Schokoladen, oder Kosmetikprodukten verarbeitet. Daher ist eine Reise durch dieses Gebiet neben der fantastischen Landschaft geprägt von Genuss und Kulinarik. Und darüber möchte ich Ihnen ein bisschen erzählen.
Flascherlzug und Kernöl ziehen eine Spur durchs Schilcherland Shop in Bad Gams: Kernölprodukte, soweit das Auge reicht
Der erste Tag – Ankunft und Eingewöhnung
Wohnen beim Lazarus in Langegg
Von Linz sind es etwa 240 km bis zum Weingut Lazarus in Langegg an der Schilcherstraße, gleich bei St. Stefan ob Stainz. Wir haben für die Fahrt gut 3 Stunden gebraucht. Natürlich mit einer Pause, in unserem Fall auf der Autobahnstation Kammern. Die Preise dort sind unverschämt hoch. Für ein Semmerl mit warmen Leberkäse muss man € 4,50, für ein Panini mit Prosciutto € 9,50 berappen.
Ankunft beim Lazarus in Langegg im Schilcher-Paradies Hotel, Buschenschank und Weingut Lazarus
Beim Lazarus war der Betrieb (die Buschenschank) die ersten drei Tage eigentlich geschlossen, wir waren fast die einzigen Gäste. Die Zimmer waren eher einfach, alle in der Mansarde, daher meist ziemlich warm. So einfach wie die Zimmer war auch das Frühstücksbuffet, quasi eine „Taschenbuchausgabe“. Kaum frisches Obst, schon gar keine weichen Eier oder gar Rührei mit Speck oder Würstchen. Aber eine sehr freundliche Bedienung, was den Start in den Tag auch wieder erleichterte. Das trifft auch auf die traumhafte Aussicht zu, sowohl vom Balkon meines Zimmers als auch von der Frühstücksterrasse aus. Und das Preis-Leistungsverhältnis ist ebenfalls gut, für das Zimmer mit Frühstück haben wir € 45.-/Nacht bezahlt.
Mittagessen beim Fuchswirt
Der Fuchswirt in Greisdorf in unmittelbarer Nähe war ein rustikaler aber durchaus gelungener Einstieg. Ein lauschiger Tisch im Schatten vor dem Haus, und eine typisch steirische Küche. Ich habe meine kleine Portion Kasnocken mit Röstzwiebel ebenso genossen wie meine Freunde ihr halbes Backhendl mit Käferbohnen oder den steirischen Sommersalat mit Backhendl. Und dazu nach der langen Fahrt ein frisch gezapftes Gösser vom Fass. Auf Vor- und Nachspeise haben wir trotz verlockender Angebote (fast) ausnahmslos verzichtet.
Eine typisch steirische Begrüßung in perfektem Ambiente beim Fuchswirt: Gösser Bier vom Fass und ein halbes Backhenderl
Jetzt war es aber höchste Zeit für den ersten Schilcher. Daher sind wir nach dem Mittagessen beim Fuchswirt nur einen Steinwurf weit gekommen und im Wein- und Kastanienhof der Familie Klug gelandet. Die von Markus Klug kommentierte Weinverkostung bot uns einen guten Querschnitt durch das gesamte Sortiment. Familie Klug bewirtschaftet selbst etwa 7 ha, verarbeitet aber die Ernte von insgesamt 11 ha. 70% der Anbaufläche sind dem Schilcher vorbehalten, dem wir uns im Rahmen der Verkostung auch ausgiebig gewidmet haben. Vom Frizzante über den Ortswein (Stainzer Schilcher) und den Klassik bis zum Illyrer (Schilcher in seiner „Urform“). Und dazu ein Schluckerl von dem einen oder anderen Weißen, wie z.B. vom Weißburgunder, vom Sauvignon Blanc oder vom Sauvignon blanc Schmölzer. Ich habe mich schließlich für drei Flaschen vom Frizzante um je € 10,50, zwei vom Schilcher Klassik (um je € 7,50) und einen Weißburgunder entschieden. Und gemeinsam haben wir dann beschlossen, uns mit einer guten Flasche an einen Tisch ins Grüne zu setzen und die schöne Aussicht zu genießen.
Jung, ehrgeizig und kompetent: Winzer Markus Klug Weinverkostung beim Klug auf die gemütliche Art
Abendessen in der Buschenschank Klug vgl. Voltl
Klug vlg. Voltl oder Farmer-Rabensteiner vlg. Graf, was heißt das „vlg.“ eigentlich? Das vgl. steht für vulgo, und wird am Land dazu verwendet, die Bauernhöfe unabhängig vom Familiennamen der jeweiligen Besitzerfamilie zu bezeichnen. Der Vulgo- oder Hausname gibt meist Hinweise auf frühere Besitzer oder auch wirtschaftliche Funktionen des jeweiligen Hofes.
Ein Potpourri von Aufstrichbroten gehört einfach dazu Einen Schilcher-Kuchen für den süßen Abschluss
Nach diesem kleinen theoretischen Exkurs zurück zur Kulinarik, zur abendlichen Jause in der Buschenschank Klug vlg. Voltl in Steinreib. Da haben wir es uns so richtig gegeben, mit einer Brettljause und verschiedenen Aufstrich-Broten mit Liptauer, Leberstreichwurst, Bratlfett und Verhackertem. Und dazu natürlich zwei Flaschen vom steirischen Schilcher und dieselbe Menge Mineralwasser. Zwei Mehlspeisen - ein Schilcher- und ein Marillenkuchen - wurden brüderlich geteilt, bevor wir satt und zufrieden wieder zurück ins Quartier fuhren. Und das mit dem Taxi, versteht sich.
Der zweite Tag – Zuerst Ausflug und dann viel Genuss
Ausflug zum Soboth-Stausee
Bei idealem Reisewetter - etwas bedeckt und daher nicht zu heiß – machten wir uns am Dienstag zu unserer längsten Tour auf, die uns bis zur Grenze nach Kärnten führte, zum etwas mehr als 50 km entfernten Soboth-Stausee.
Der kleine Ort Soboth mit etwas mehr als 300 Einwohnern gehört heute zur Gemeinde Eibiswald. Er liegt in der südlichen Weststeiermark an der Koralpe und grenzt dabei an Slowenien und Kärnten. Durch diese exponierte Lage war er den verschiedensten Auseinandersetzungen sowohl im 1. als auch im 2. Weltkrieg ausgesetzt. Soboth hat zwei nennenswerte Kirchen, St. Jakob und St. Leonhard. Besonders bei Motorradfahrern beliebt ist die die kurvige Soboth-Passstraße.
Ein Ausflug ins Dreiländereck Steiermark-Kärnten-Slowenien: Soboth-Ort, Stausee und Passstraße - Rast im Seecafé
Der Stausee ist ein Speichersee und Teil des Kraftwerkes Koralpe und hat die Funktion eines Pumpspeichers. Der See ist sehr sauber, rundherum von Wäldern umgeben und im Sommer ein beliebter Badeort. Wir haben im gemeindeeigenen See-Café eine wohlverdiente Pause und anschließend einen kleinen Spaziergang am Seeufer entlang gemacht. Eine Fahrt über die Grenze nach Kärnten und ein Fotostopp im Ort komplettierten unser Programm.
Der Peiserhof - ein Highlight der Tour
Nach so viel Natur waren wieder Wein und Jause angesagt. Dazu führte uns unser Weg in den Peiserhof der Familie Strohmeier nach Eibiswald. Dieser Familienbetrieb, auf dem vier Generationen wohnen, wird seit 26 Jahren von Familie Strohmeier als Weingut, Buschenschank und Feriendomizil geführt. Die ganze Anlage besticht sowohl durch ihre Lage als auch ihre Ausstattung. Sie verfügt z.B. über modernste Ferienwohnungen für 2-6 Personen, einen Wintergarten mit Sonnenterrasse, einen Wellness-Bereich und einen beheizten Edelstahl-Pool mit Liegewiese. Und einem Chef, der nicht nur sein Geschäft versteht, sondern sich auch fast drei Stunden für uns Zeit genommen hat. Schade, dass wir hier keine Zimmer mehr bekommen konnten. Wir sind übereingekommen, uns gleich die exzellente Winzerjause servieren zu lassen, und dazu die Weine zu verkosten. Das wäre fast ins Auge gegangen, denn beides hat uns nur zu gut geschmeckt.
Alles bestens in Ordnung am Peiserhof: Aufnahme und Betreuung, Ambiente, Jause, Weinverkostung und Kellerführung
Nachhaltig bewirtschaftet werden 6 ha, verarbeitet wird aber Wein von etwa 9 ha. 60% der Anbaufläche ist der Blauen Wildbacherrebe gewidmet, die hauptsächlich zu klassischem Schilcher-Wein, Sekt & Frizzante, und einem Roten (Robino) verarbeitet wird. Seit 2002 werden aufgrund verstärkter Nachfrage von Gästen bzw. Kunden auch Weißweine produziert, wie z.B. Welschriesling, Sämling, Sauvignon Blanc oder Gelber Muskateller. Der Chef brennt auch Schnäpse, angeblich gar keine schlechten. Daneben gibt es noch einige Spezialitäten wie Kernöl, Essig, Fruchtsäfte und Liköre. Wir haben auch eine kurze Kellerführung gemacht, und konnten uns auch dort von modernster Technik überzeugen. Verkostet habe ich nicht alle angebotenen Weine, aber doch einige. Zwei verschiedene Schilcher - Eibiswald DAC und Ried Sonnleiten DAC - und den Schilcher Sekt Flaschengärung, den Weißburgunder Klassik DAC und den Gelben Muskateller Ried Guntschenberg DAC, den Robino 2017, einen halbsüßen Gewürztraminer und zwei PIWI-Weine, einen trockenen Souvignier Gris und einen halbsüßen Muscaris. Am besten geschmeckt und daher u.a. eingekauft habe ich den bei Szigeti versekteten Schilcher Sekt. 18 Monate Flaschenreifung, sehr sektig, und weniger schilchertypisch.
Nicht nur weil wir dort auch Gäste aus Oberösterreich (Leonding) getroffen haben, war dieser Nachmittag mehr als bemerkenswert und wird mir lange in bester Erinnerung bleiben.
Das Genussdorf Bad Gams liegt auf 420 m Seehöhe mitten im Schilcheranbaugebiet. Neben Heilquellen, einem Natursee, einem Schaukräutergarten, einem Mühlenmuseum und noch zahlreichen anderen Attraktionen befindet sich hier der Genussladen Farmer-Rabensteiner vgl. Graf. In diesem beliebten Ausflugsziel - ich war schon einmal als Reiseleiter mit einem ganzen Autobus da - findet man hier alles, was das Herz begehrt: Eine bäuerliche Ölpresse, einen Kulinarikraum mit verschiedensten Produkten rund um den Kürbis und einen Genussraum, einen Schilcher- und einen Essigkeller, die Bad Gamser Keramikstub´n und eine Ausstellung mit bäuerlichem Handwerk.
Die drei Musketiere Helmut, Jakob und Richard im Kürbis-Schlaraffenland: Was nehmen wir unseren Frauen mit nach Hause?
Wir haben hier ausgiebig gestöbert und verkostet, und auch das eine oder andere mitgenommen. Ich habe für meine Gattin drei verschiedene handgeschöpfte Schokoladen, zwei Kürbismarmeladen – eine mit Orangen und eine mit Johannisbeeren – und ein Sackerl Kürbiskerne mit weißer Schokolade erstanden. In der Keramikstube hat es mich zwar auch gejuckt, ich bin aber standhaft geblieben.
Fine Dining – gepflegtes Abendessen beim Wassermann Wirt
Das zweifellos beste Restaurant im Rahmen unserer Tour war das Gasthaus Wassermann - eigentlich Gasthof-Pension-Weinbau-Fleischerei Wassermann - in Sommereben. Dieser „Ölspurwirt“ mit angeschlossener Bio-Landwirtschaft liegt relativ einsam auf 900 m Seehöhe im Gebiet des Reinischkogels, und wird bereits in der 7. Generation als Familienbetrieb geführt. Verkocht werden vorwiegend regionale Produkte im Kreis der Jahreszeiten. Der Schwerpunkt liegt auf Hirschspezialitäten von Rothirschen aus den umliegenden Weiden, die in einer eigenen, neu gebauten Fleischerei verarbeitet werden. Das schlägt sich natürlich auch auf der Speisekarte nieder.
Ich hatte als Vorspeise einen hausgebeizten Seesaibling mit Eierschwammerl-Terrine mit einem Hauch von grünem Salat und Babytomaten. Der Saibling wirklich perfekt, die Terrine mit etwas wenig Geschmack hat noch Platz nach oben. Als Hauptspeise dann ein gebackenes Hirschnüsschen mit cremiger Parmesanpolenta und Gemüse (€ 21). Da gibt´s wirklich nichts zu meckern. Meine beiden Freunde begannen mit einer Rindsbouillon mit Wild-Milzschnitten (€ 4,60), sowohl die Suppe als auch die Schnitten waren bestens. Einmal hatten wir einen gefüllten Wild-Paprika mit Kartoffelpüree (€ 18,50), der mit seiner Cremigkeit die eigentliche Sensation war. Und noch einmal die gebackenen Hirschnüsschen. Und der vierte im Bunde erfreute sich an einem Carpaccio vom Bio-Hirschfilet (€15,90) und einem frischen (€23,50) Saiblingsfilet mit Petersilkartoffeln und Gemüse. Auch da gab es nichts auszusetzen. Zur Nachspeise leisteten wir uns noch ein geflammtes Hollerparfait mit marinierten Erdbeeren und ein Zitronen-Panna Cotta mit Mohneis. Dass ich dazu eine Schilcher-Spätlese und danach einen Grappa (und einen Espresso) brauchte, lag nicht an der Qualität des Desserts. Apropos Espresso, noch ein Wort zu den Getränken. Wir haben ein ausgezeichnetes trübes Flamberger Bier aus St. Nikolai am Sausal getrunken. Und den Wein betreffend haben wir uns diesmal nicht für einen Schilcher, sondern für einen Riesling vom Schauer aus Kitzeck entschieden. Eine gute Entscheidung!
Gasthaus Wassermann: Idyllische Lage, schöner Gastgarten Gebackene Hirschnüsschen mit Parmesanpolenta und Gemüse
Positiv anzumerken ist der originelle Tisch im Gastgarten, aus dem langen Balken (Kelterbaum) einer alten Weinpresse mit einer Glasplatte hergestellt. Leider sind ständig die Ameisen über den Tisch gelaufen. Und weil wir schon beim Kritisieren sind: Es wurde weder ein Gedeck noch ein Gruß aus der Küche serviert. Dafür waren Ambiente perfekt und Service freundlich und kompetent. Gault Millau vergab dafür immerhin 13 Punkte!
Der dritte Tag – Käse, Flascherlzug und Abschiedsabend
Natur Pur – Hofkäserei Deutschmann: Augen auf beim Käsekauf!
Nach so viel Wein, Kürbiskernen, Kernöl und Schokolade war an diesem Vormittag der Käse an der Reihe. Unser Weg führte uns nach Frauental in die Bio-Hofkäserei von Franz Deutschmann, der dort seit über 25 Jahren - unter ausschließlicher Verwendung von Bio-Rohmilch – seinen Biokäse erzeugt. Dabei ist es ihm und seiner als Diplom-Käse-Sommelière ausgebildeten Gattin nicht nur gelungen, mit ihren Produkten Lieferant bei Merkur und Billa zu werden, sondern darüber hinaus eine ganze Reihe von besonderen Spezialitäten, wie z.B. den Bio-Kürbiskernkäse oder den Bio-Honigtraum, zu kreieren.
Der Käse wird während seiner Reifezeit sorgfältig gebürstet Eine kleine Kostprobe zum Abschluss der interessanten Führung
Nach einer filmischen Präsentation konnten wir einen kurzen Rundgang durch den voll-integrierten Betrieb machen. Die Milch kommt von eigenen Kühen, und die Käseproduktion, Reifung und Verpackung erfolgt komplett am eigenen Hof. Gekostet haben wir schon, aber gekauft haben wir angesichts der warmen Temperaturen nichts. Wir haben jedoch versprochen, demnächst bei Billa oder bei Merkur vorbeizuschauen, und besonders auf den Camembert zu schauen!
Da bis zum Mittagessen noch Zeit war, schauten wir noch auf einen Sprung in den Shop vom Schilcherlandgenusshof des Weingutes Hainzl-Jauk. Dort trafen wir auf die Chefin Barbara, die uns nicht nur durch eine kleine Weinverkostung führte, sondern auch noch wertvolle Tipps für den Fronleichnams-Feiertag gab. Wir wären dort gerne noch länger geblieben, aber sie musste für ihre Familie das Mittagessen zubereiten und wir mussten zum Mittagessen in den Sorgerhof. Trotzdem haben wir den einen oder anderen Tropfen verkostet, und ich war sowohl vom Frizzante als auch von der lieblichen „Laura“ - benannt nach der jungen Tochter der Familie - sehr angetan. Davon habe ich mir letztlich auch zwei Flaschen (€ 8,50/Fl.) mitgenommen.
Modern und stylisch: Der Schilcherland-Genusshof Hainzl-Jauk Aber freundlich und delikat: Ein Aperitif vor dem Mittagessen
Ein Wirtshaus mit eigener Fleischerei ist meistens eine gute Adresse. Das trifft auch auf den mitten in Frauental gelegenen Sorgerhof zu. „Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht“ lautet hier das Motto. Steirische Gastlichkeit und solide, kreative Küche erwarteten uns auf der schönen und schattigen Terrasse dieses im weststeirischen Stil erbauten, herrschaftlichen Hauses.
Wie es sich gehört, fingen wir mit einem kleinen Puntigamer vom Fass (€ 3,20) an. Von den guten bodenständigen Suppen kosteten wir die Krensuppe (€ 4,60), die Parikaschaumsuppe (€ 4,90) und die Steirische Flecksuppe (€ 4,00). Insbesondere die Kuttelflecksuppe schmeckte sehr gut, aber auch die Krensuppe war sehr sämige und gut abgeschmeckt. Wir haben das Angebot an tagesfrischen Innereien ausgenützt und geröstete Nierndln mit viel Zwiebel und Bratkartoffeln (€ 11,20) und geröstete Schweinsleber natur mit Preiselbeeren, Bratkartoffeln und einem gemischten Salat (insgesamt um € 15,50) gut ausgenützt. Alles bestens, und auch der Schmankerlsalat (Blattslat mit gebratenen Rinderfiletspitzen, Knusperbrotwürfeln und marinierten Champignons um € 10.90) hat gut geschmeckt. Beim Dessert haben wir uns etwas zurückgehalten, es ist bei einer Preiselbeerpalatschinke und zwei Kugeln Eis geblieben.
Bei eigener Fleischerei gibt es eine steirische Flecksuppe Und nachher etwas Süßes: Eisbecher und Marmelade-Palatschinke
Nachdem wir bis zur Abfahrt des Flascherzuges genug Zeit hatten und sehr gemütlich gesessen sind, haben wir auch noch das eine oder andere getrunken. Einen Bellini und ein Glas Weißburgunder vom Müller, einen weißen Spritzer und ein Glas vom gleichgepressten Blauen Wildbacher, oder einen gespritzten Natursaft und einen Espresso. Die Rechnung hat trotz des langen und guten Essens und der doch zahlreicheren Getränke etwas über 100 € ausgemacht. Für vier Personen eigentlich nicht viel, meine ich.
Der Stainzer Flascherzug – Originalbezeichnung „Schmalspurige Lokalbahn“ ist zwar eine touristische Attraktion, aber keine kulinarische. Die im Besitz der Marktgemeinde Stainz befindliche Bahnlinie wird nur mehr für Sonderfahrten zwischen den Bahnhöfen Stainz und Preding eingesetzt. Die Geschichte vom Höllerhansl, nach dem übrigens einer der bunten Waggons benannt ist, ist ja allgemein bekannt. Auch die anderen bunten Waggons tragen bezeichnende, alte Namen wie z.B. Kräuterliesl oder Schilcherschaukel. Der Bahnhof Stainz ist für Eisenbahnfans nicht zuletzt wegen des gut erhaltenen Schmalspur-Heizhauses eine Besonderheit.
Originelles Restaurant mit Bar und Café am Bahnhof Stainz Zwischenhalt mit Musik und Labung in Kraubath
Für Gourmets gibt es die in zwei nostalgischen Eisenbahnwaggons eingerichtete originelle „Meierei“, ein Restaurant-Café mit einer „DampfBar“ im Freien. Im Zug selbst, bei der Zwischenstation Kraubath und bei der Umkehrstation Preding werden zur Stärkung der Fahrgäste steirische Schmankerl, Schilcher, Bier und sonstige Getränke und Eis angeboten. Im Zug gibt es einen wirklichen Schaffner und einen auf der Steirischen spielenden gemütlichen Musikanten und Alleinunterhalter. Nach gut zwei Stunden ist die Ausflugsfahrt vorüber. Den schwarzen Rauch aus der alten Dampflokomotive darf man als Andenken in seiner Kleidung mit nachhause nehmen.
Abschiedsabend beim Lazarus
Normalerweise gehört der Abschiedsabend unserem gastgebenden Betrieb. Die Buschenschank hatte zwar an diesem Mittwochabend erstmals geöffnet, war jedoch durch einen Betriebsausflug des LKH Leoben „übervölkert“. Etwas störender als die vielen aber mitunter sehr hübschen Krankenschwestern war der mitgebrachte laute Alleinunterhalter, dem wir über weite Strecken ausgesetzt waren. Das an diesem Abend schlechte Wetter verhinderte, dass wir uns auf die schöne Terrasse hätten flüchten können.
Diskussion beim Lazarus: Nächstes Jahr geht es nach Slowenien Keine Diskussion über den Erzherzog Johann Teller
So war an einen Kellerrundgang oder eine Weinverkostung natürlich nicht zu denken. Dabei ist der seit 50 Jahren bestehende Familienbetrieb, der auf 9 ha Weinbau betreibt, ein vielfach ausgezeichnetes Aushängeschild der ganzen Region. Neben verschiedenen Sorten vom Schilcher werden auch Weißweine wie z.B. Welschriesling, Chardonnay oder Weißburgunder gekeltert. Etwas frustriert und mit durch die Musik eingeschränkter Unterhaltung konzentrierten wir uns auf die kulinarischen Genüsse, und die waren in Ordnung. Ein Brüstl- oder ein Schinkenbrot um € 4,20, ein Forellensülzerl um € 8,80 und ein ebenso teurer Erzherzog Johann Teller erfreuten unseren Gaumen. Als Wein haben wir nicht auf den Schilcher, sondern auf den etwas teureren Sauvignon Blanc (die Flasche um € 15.-) gesetzt. Nachher war nur mehr Platz für eine brüderlich geteilte Bananenschnitte um € 4,90 und den dringend erforderlichen Digestif: Schilchergrappa und Birnenbrand um je € 4,40.
Der vierte Tag - Fronleichnam und Heimreise
Schloss Stainz und Fronleichnam
Am Abreisetag haben wir nach dem Frühstück und nach dem Auschecken relativ kurzfristig entschlossen, zuerst kurz beim Schloss Stainz vorbeizuschauen und dann ein Stück von der Fronleichnamsprozession in Frauental zu erhaschen.
Nicht das letzte Abendmahl, aber unser letztes Frühstück Auschecken beim Lazarus: Erst zahlen wir, und dann gehen wir
Am Schloss Stainz, das hoch über den Dächern der Marktgemeinde thront, sind wir im Lauf unseres Kurzurlaubs mehrmals vorbeigefahren. Ursprünglich als Augustiner Chorherrenstift im Stil der Renaissance und des Barocks erbaut, wurde es 1784 von Kaiser Josef II. säkularisiert und gelangte schließlich in den Besitz der Grafen von Meran, denen es auch heute noch als Wohn- und Wirtschaftssitz dient. Im Haus befinden sich ein zum Joanneum gehörendes Jagd- und ein Landwirtschaftsmuseum. Am frühen Vormittag war das Schloss komplett versperrt, der Innenhof, die Museen und sogar das Café waren geschlossen. Nur die Kirche war offen, dort rüstete man sich gerade für die Fronleichnamsprozession.
Der Innenhof des ehemaligen Klosters Schloss Stainz Zu Fronleichnam kommen alle in den Himmel!
Daher fuhren wir zügig weiter nach Frauental, wo wir wirklich vor der Kirche einen von Fr. Hainzl-Jauk beschriebenen, selbstgesteckten Blumenteppich vorfanden. Und es dauerte nicht lange, bis die Prozession von ihrem Umzug zurückkam. Allen voran und in Uniform die Musikkapelle, dann die Feuerwehr, und dann der Kameradschaftsbund. Dann der von vier Männern getragene Himmel, der Pfarrer mit den Ministranten und die Schar der Gläubigen. Ich glaube, ich habe schon mehr als 50 Jahre keine Fronleichnamsprozession mehr gesehen.
Fronleichnamsfest in Frauental: Festlich geschmückter Altar mit Blumenteppich und Prozession mit Himmel
Wir haben nicht auf die Eröffnung des „Buffets“ gewartet, sondern eine letzte, kurze Rundfahrt auf der Schilcher-Weinstraße unternommen, bevor wir uns in Richtung Autobahn auf die Heimreise machten. In Deutschfeistritz legten wir noch eine letzte Rast auf steirischem Boden ein, bevor es zurück in die Heimat ging.
Gräfliches Mittagessen Micheldorf
Weil es sich vom Zeitlichen so ausgegangen ist, haben wir unser Mittagessen bereits im heimatlichen Oberösterreich eingenommen. Dabei ist unsere Wahl auf das Gasthaus zum Schwarzen Grafen in Micheldorf gefallen, und das war gut so. Zurück aus der Steiermark ist es jedoch ohne steirische Spezialitäten nicht ganz so schnell abgegangen. Das begann beim köstlich frischen Gösser Zwickl und endete beim steirischen Wurzelfleisch (€ 11,90). Wir waren aber auch mit der Fleischstrudelsuppe (€3,20), dem Schweinsbraten (€ 11,80) dem Wiener Schnitzel vom Schwein (€ 11,80) und der Eispalatschinke (€ 4,80) sehr zufrieden. Ebenso zufrieden waren wir auch mit dem schönen Platzerl im Schatten vor dem Haus, der zuvorkommenden Bedienung und dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. So gestärkt war der nicht mehr sehr lange Heimweg leicht zu bewältigen.
Zu Mittag ein deftig-kräftiges Willkommen beim Schwarzen Grafen in Micheldorf: Steirisches Wurzelfleisdch und Schweinsbraten
Dies war nicht mein erster Aufenthalt im Schilcherland, und hoffentlich auch nicht mein letzter. Eines steht fest: Die Region hat sich gut entwickelt. Dies betrifft sowohl das touristische Angebot, als auch die Gastronomie und vor allem den Wein. Der Schilcher ist bei weitem nicht mehr die „Rabiatperle“, als die er in der Vergangenheit vielfach verschrien war. Und es gibt zwar immer noch das deftige Verhackerte und die Käferbohnen, aber vor allem Wild und Fisch haben vielfach Eingang in die Speisekarten gefunden. Und das Kernöl, das soll uns ohnehin erhalten bleiben! Vielen Dank an unseren Jakob, der die ganze Tour bestens vorbereitet hat!
Natürlich wurde über das Ziel für die Weinreise im kommenden Jahr diskutiert und letztlich auch eine Entscheidung getroffen. Das Spektrum reichte von Tschechien/Slowakei über Südburgenland/Ungarn und Vorarlberg/Bodensee bis zu Gardasee/Venetien. Nicht zu vergessen die Wachau, aber die wollen wir uns ganz für den Schluss aufheben. Die einstimmige Wahl fiel – falls es unsere Gesundheit zulässt – schließlich auf Slowenien, wo es drei wesentliche Weinregionen gibt: Die Gegend entlang der Drau, dann die Gegend entlang der Save und die Region am Meer. Jedes dieser Gebiete hat seine regionalen Wein- und Küchen-Köstlichkeiten, vom Laski Rizling über den Furmint bis zum Refosko, und vom Prsut über die Fischsuppe bis zur süßen Gibanica. Ich wurde mit den Vorbereitungen betraut, und wir freuen uns alle bereits jetzt darauf!
Unbekannter Nachbar im Süden: Weinregion Slowenien Geselligkeit und gemütlichkeit bei Wein und Schinken